Nordhausen
Modernisierung und Umbau zu Wohnungen
Situation
Der Gebäudekomplex Dr.-Külz-Straße 1–3 mit 4.253 m2 Bruttogrundfläche liegt im historischen Stadtzentrum von Nordhausen. Im Osten werden die Gebäude von der Dr.-Külz-Straße, im Norden von der Waisenstraße und im Westen von Stadtmauer begrenzt, wobei diese gleichzeitig die westliche Außenwand des Hofgebäudes darstellt. Alle Gebäude, die vom 18. bis ins 19. Jahrhundert errichtet wurden, befinden sich im Geltungsbereich des festgesetzten Sanierungsgebietes. Die Dr.-Külz-Straße 1, 3 sowie das Hofgebäude werden als Einzeldenkmal geführt. Umfassende und denkmalgerechte Sanierungsmaßnahmen von 1999 bis 2002 hoben den historischen Gebäudekomplex auf den damals aktuellen Stand der Technik und schufen eine offene und großzügige Raumfolge zur Nutzung durch die AOK.
2019 wurden die Häuser durch den neuen Eigentümer, die Kleemann & Böhnhardt Verwaltungs-GmbH, erworben. Ziel der folgenden Planung war das Finden einer angemessenen Nutzung unter Erhalt der historischen Bausubstanz.
Dr.-Külz-Straße 1
Die mit Blick über die Stadt 1861–1862 von Baumeister Schütte mit Motiven der italienischen Renaissance und des Neoklassizismus erbaute Reichsbank beherbergte diese bis 1920, danach das städtische Bau-, Jugend- und Arbeitsamt sowie die Volksbücherei mit Lesehalle. Seit den 1990er Jahren wurde der Bau als Filiale der Sozialversicherung genutzt. Seit Aufgabe dieses Standorts stand das Haus leer.
In enger Abstimmung mit dem Bauordnungsamt sowie der Unteren und Oberen Denkmalschutzbehörde, die bereits in der Konzeptphase einsetzte, konnte das Gebäude Dr.-Külz-Straße 1 in Mietwohnungen umgebaut und die ehemalige Reichsbank wieder unter Denkmalschutz gestellt werden. Dabei blieben die großzügigen Raumfolgen in den Wohnungen sowie die Treppenhäuser erhalten. Auf der Westseite wurden statisch aufwändige Balkonanlagen in denkmalgerechter Ausführung ergänzt.
Dr.-Külz-Straße 2
Das ursprüngliche Gebäude der Dr.-Külz-Str. 2 diente dem Erfinder des Pianoforte, Christian Gottlieb Schroeter (1732–1782), als Wohnhaus. 1937 wurde es wegen Baufälligkeit abgerissen und durch ein schlichtes Zweifamilienhaus mit Massivwänden und Holzbalkendecken ersetzt. Architekt war Gustav Ricken, der viele prominente Gebäude, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordhausen errichtet wurden, entwarf.
Der als Wohnhaus genutzte Zwischenbau wurde schließlich wie die Gebäude 1 und 3 als Verwaltung der Sozialversicherung genutzt. Das nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde mit dem Umbau ebenfalls in Mietwohnungen gegliedert.
Dr.-Külz-Straße 3
Das ehemals fachwerksichtige Gebäude wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Rittergut errichtet. 1835–1840 nahm es das städtische Realgymnasium auf. 1877 und 1881 wurde im Zuge zahlreicher Umbauten die Ostfassade zur Dr.-Külz-Straße verputzt und neobarocke Elementen (Portal, Fensterbekleidungen, Stuckgesimse) ergänzt. Kannelierte Wandpfeiler und Säulen in korinthischer Ordnung markieren den Eingang. Nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1990er Jahre wurden die u-förmig angeordneten Gebäudeteile als Musikschule und Wohnhaus genutzt, ehe sie bis auf den unmittelbar an der Stadtmauer gelegenen Flügel in den Gesamtkomplex der AOK eingegliedert wurden.
Der straßenseitig liegende Flügel der Dr.-Külz-Straße 3 nimmt im Erd- und Obergeschoss Büronutzungen auf. Dabei blieb die aufwändige Innenausstattung mit Tafelparkett, breiten Dielenböden, Lambris und historischen Türen erhalten und wurde aufwändig überarbeitet. Im neu ausgebauten Dachgeschoss konnte der historische Dachstuhl sichtbar integriert werden. Die besondere Herausforderung lag hier in den harmonischen und die Bestandsansichten nicht beeinträchtigenden neuen Gauben an der Ostseite sowie den als Einschnitt im Dachgeschoss ausgeführten (Rettungs-) Balkonen auf den Hofseiten. Loggien an der Westseite dienen als Freisitz mit Blick über die Stadt und fügen sich über ihre Schleppgaubenform in die Dachlandschaft ein.
Beim westlichen Flügel, dessen Außenwand durch die Stadtmauer gebildet wird, erlauben im Innern bauhistorische Fenster einen Einblick in die Vergangenheit. Balkone mit Brüstungen aus satiniertem Glas und Dielenbelag stehen in spannungsreichem Kontrast zum Bruchsteinmauerwerk der Stadtmauer.
Eine neue, in die vorhandenen Schotten eingefügte Treppenanlage mit innenliegendem, verglasten Aufzug erschließt barrierefrei einzelne Wohnungen. Bei der an der Südwestecke gelegenen Wohnung wird der ehemalige Wachturm mit seinem Sichtmauerwerk als Wohnbereich genutzt; Fenster und Treppenanlagen ergänzen als moderne Elemente die historische Bausubstanz.
Eine besondere Herausforderung war die Bauphysik: Innendämmungen vor Bruchsteinwänden wurden als Lehmstein-Vorwände ausgeführt. Diese regulieren mit diffusionsoffenen Beschichtungen das Raumklima und schützen die historische Substanz vor Feuchteanfall. Schall schützende Bodenaufbauten und Unterhangdecken erhöhen den Komfort der Bewohner.
Außenanlagen
Eine neue Rampe im Innenhof ermöglicht den barrierefreien Zugang zum Treppenhaus. Durch einen in die Stadtmauer integrierten Mülltonnenstandplatz konnten zusätzliche Stellflächen auf dem Hof geschaffen werden, die die Parksituation in der Nordhäuser Altstadt entspannen.
In enger Zusammenarbeit mit der Unteren und Oberen Denkmalschutzbehörde wurde ein zurückhaltendes Farbkonzept gefunden, das die Gesamtanlage in das Denkmalensemble der näheren Umgebung integriert.
Pressestimmen
Der Gebäudekomplex Dr.-Külz-Straße 1–3 mit 4.253 m2 Bruttogrundfläche liegt im historischen Stadtzentrum von Nordhausen. Im Osten werden die Gebäude von der Dr.-Külz-Straße, im Norden von der Waisenstraße und im Westen von Stadtmauer begrenzt, wobei diese gleichzeitig die westliche Außenwand des Hofgebäudes darstellt. Alle Gebäude, die vom 18. bis ins 19. Jahrhundert errichtet wurden, befinden sich im Geltungsbereich des festgesetzten Sanierungsgebietes. Die Dr.-Külz-Straße 1, 3 sowie das Hofgebäude werden als Einzeldenkmal geführt. Umfassende und denkmalgerechte Sanierungsmaßnahmen von 1999 bis 2002 hoben den historischen Gebäudekomplex auf den damals aktuellen Stand der Technik und schufen eine offene und großzügige Raumfolge zur Nutzung durch die AOK.
2019 wurden die Häuser durch den neuen Eigentümer, die Kleemann & Böhnhardt Verwaltungs-GmbH, erworben. Ziel der folgenden Planung war das Finden einer angemessenen Nutzung unter Erhalt der historischen Bausubstanz.
Dr.-Külz-Straße 1
Die mit Blick über die Stadt 1861–1862 von Baumeister Schütte mit Motiven der italienischen Renaissance und des Neoklassizismus erbaute Reichsbank beherbergte diese bis 1920, danach das städtische Bau-, Jugend- und Arbeitsamt sowie die Volksbücherei mit Lesehalle. Seit den 1990er Jahren wurde der Bau als Filiale der Sozialversicherung genutzt. Seit Aufgabe dieses Standorts stand das Haus leer.
In enger Abstimmung mit dem Bauordnungsamt sowie der Unteren und Oberen Denkmalschutzbehörde, die bereits in der Konzeptphase einsetzte, konnte das Gebäude Dr.-Külz-Straße 1 in Mietwohnungen umgebaut und die ehemalige Reichsbank wieder unter Denkmalschutz gestellt werden. Dabei blieben die großzügigen Raumfolgen in den Wohnungen sowie die Treppenhäuser erhalten. Auf der Westseite wurden statisch aufwändige Balkonanlagen in denkmalgerechter Ausführung ergänzt.
Dr.-Külz-Straße 2
Das ursprüngliche Gebäude der Dr.-Külz-Str. 2 diente dem Erfinder des Pianoforte, Christian Gottlieb Schroeter (1732–1782), als Wohnhaus. 1937 wurde es wegen Baufälligkeit abgerissen und durch ein schlichtes Zweifamilienhaus mit Massivwänden und Holzbalkendecken ersetzt. Architekt war Gustav Ricken, der viele prominente Gebäude, die Anfang des 20. Jahrhunderts in Nordhausen errichtet wurden, entwarf.
Der als Wohnhaus genutzte Zwischenbau wurde schließlich wie die Gebäude 1 und 3 als Verwaltung der Sozialversicherung genutzt. Das nicht unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde mit dem Umbau ebenfalls in Mietwohnungen gegliedert.
Dr.-Külz-Straße 3
Das ehemals fachwerksichtige Gebäude wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts als Rittergut errichtet. 1835–1840 nahm es das städtische Realgymnasium auf. 1877 und 1881 wurde im Zuge zahlreicher Umbauten die Ostfassade zur Dr.-Külz-Straße verputzt und neobarocke Elementen (Portal, Fensterbekleidungen, Stuckgesimse) ergänzt. Kannelierte Wandpfeiler und Säulen in korinthischer Ordnung markieren den Eingang. Nach dem 2. Weltkrieg bis in die 1990er Jahre wurden die u-förmig angeordneten Gebäudeteile als Musikschule und Wohnhaus genutzt, ehe sie bis auf den unmittelbar an der Stadtmauer gelegenen Flügel in den Gesamtkomplex der AOK eingegliedert wurden.
Der straßenseitig liegende Flügel der Dr.-Külz-Straße 3 nimmt im Erd- und Obergeschoss Büronutzungen auf. Dabei blieb die aufwändige Innenausstattung mit Tafelparkett, breiten Dielenböden, Lambris und historischen Türen erhalten und wurde aufwändig überarbeitet. Im neu ausgebauten Dachgeschoss konnte der historische Dachstuhl sichtbar integriert werden. Die besondere Herausforderung lag hier in den harmonischen und die Bestandsansichten nicht beeinträchtigenden neuen Gauben an der Ostseite sowie den als Einschnitt im Dachgeschoss ausgeführten (Rettungs-) Balkonen auf den Hofseiten. Loggien an der Westseite dienen als Freisitz mit Blick über die Stadt und fügen sich über ihre Schleppgaubenform in die Dachlandschaft ein.
Beim westlichen Flügel, dessen Außenwand durch die Stadtmauer gebildet wird, erlauben im Innern bauhistorische Fenster einen Einblick in die Vergangenheit. Balkone mit Brüstungen aus satiniertem Glas und Dielenbelag stehen in spannungsreichem Kontrast zum Bruchsteinmauerwerk der Stadtmauer.
Eine neue, in die vorhandenen Schotten eingefügte Treppenanlage mit innenliegendem, verglasten Aufzug erschließt barrierefrei einzelne Wohnungen. Bei der an der Südwestecke gelegenen Wohnung wird der ehemalige Wachturm mit seinem Sichtmauerwerk als Wohnbereich genutzt; Fenster und Treppenanlagen ergänzen als moderne Elemente die historische Bausubstanz.
Eine besondere Herausforderung war die Bauphysik: Innendämmungen vor Bruchsteinwänden wurden als Lehmstein-Vorwände ausgeführt. Diese regulieren mit diffusionsoffenen Beschichtungen das Raumklima und schützen die historische Substanz vor Feuchteanfall. Schall schützende Bodenaufbauten und Unterhangdecken erhöhen den Komfort der Bewohner.
Außenanlagen
Eine neue Rampe im Innenhof ermöglicht den barrierefreien Zugang zum Treppenhaus. Durch einen in die Stadtmauer integrierten Mülltonnenstandplatz konnten zusätzliche Stellflächen auf dem Hof geschaffen werden, die die Parksituation in der Nordhäuser Altstadt entspannen.
In enger Zusammenarbeit mit der Unteren und Oberen Denkmalschutzbehörde wurde ein zurückhaltendes Farbkonzept gefunden, das die Gesamtanlage in das Denkmalensemble der näheren Umgebung integriert.
Pressestimmen
Bauherr
Kleemann & Böhnhardt
Verwaltungs-GmbH
Status
Fertiggestellt
Standort
Nordhausen
Fläche
4.253 m2